
- Informationen für Ärzte und Labore zu SARS-CoV-2
- Aktuelle Meldungen aus dem Institut für Virologie
- Drei Wissenschaftler des Instituts für Virologie der Charité gehören 2022 zu den einflussreichsten Forschenden weltweit
- Bolivien dankt dem Institut für Virologie für das Etablieren der Affenpocken-Diagnostik vor Ort
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Aktuelle Meldungen aus dem Institut für Virologie
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Drei Wissenschaftler des Instituts für Virologie der Charité gehören 2022 zu den einflussreichsten Forschenden weltweit

Drei Wissenschaftler des Instituts für Virologie der Charité gehören zum „Who is Who“ der weltweit einflussreichsten Forschenden des Jahres 2022. Das geht aus der Liste der Highly Cited Researchers hervor, die das Unternehmen Clarivate diese Woche veröffentlicht hat. Sie verzeichnet das eine Prozent der Forschenden, deren Arbeit international am häufigsten zitiert wird.
Wie häufig die wissenschaftlichen Arbeiten eines Wissenschaftlers oder einer Wissenschaftlerin von Fachkollegen zitiert werden, gilt als Maß für ihren Einfluss auf das jeweilige Fachgebiet. Die Liste der weltweit meistzitierten Forschenden verzeichnet in diesem Jahr 6.938 Personen aus etwa 70 Nationen und Regionen, davon 369 aus Deutschland. Analysiert wurden 21 Fachbereiche aus der Medizin, den Naturwissenschaften, den Wirtschafts- sowie Sozialwissenschaften. Separat führt das Ranking Personen auf, die am Schnittfeld mehrerer Fachbereiche aktiv sind („Cross-field“).
Drei Wissenschaftler aus dem Institut für Virologie der Charité sind unter den 214 meistzitierten Köpfen im Fach Immunologie.
Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts, ist zum fünften Mal gelistet, und zwar – wie auch 2021 – sowohl in der Immunologie als auch der Mikrobiologie. Damit gehört er zu den weltweilt nur 219 Forschenden, die dieses Jahr gleich zwei Fachbereiche maßgeblich beeinflussen. Prof. Drosten ist Leiter des Konsiliarlabors für Coronaviren an der Charité, Wissenschaftlicher Leiter des interdisziplinären Zentrums Charité Global Health, Sprecher des Nationalen Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten und Mitglied der Leopoldina. Der Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) fokussiert sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig auf die Evolution und Diversität von Viren, insbesondere Coronaviren, sowie die Herkunft viraler Krankheitserreger aus dem Tierreich.
Als Stellvertretender Leiter des Konsiliarlabors für Coronaviren hat Dr. Victor Corman den ersten PCR-Test auf SARS-CoV-2 mitentwickelt und ist ein zentraler Ansprechpartner für die fachliche Beratung zur Coronavirus-Diagnostik in Deutschland. Der nun das dritte Mal gelistete DZIF-Wissenschaftler leitet eine durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Nachwuchsgruppe in der Infektionsforschung. Neben der Weiterentwicklung von Diagnostikverfahren befasst er sich in seiner Arbeit auch mit der Epidemiologie und Evolution von respiratorischen und zoonotischen RNA-Viren.
Privatdozent Dr. Marcel A. Müller gehört zu den 3.244 Personen mit besonderem Einfluss in einem interdisziplinären Feld. Er leitet das Biosicherheitslabor der Stufe 3 am Institut für Virologie der Charité und erforscht die funktionelle Vielfalt hochpathogener Coronaviren wie SARS-CoV-2 und MERS-CoV, unter anderem in einem DFG-geförderten Projekt in Kenia. Mit Unterstützung der Volkswagenstiftung untersucht der zum dritten Mal zu den Spitzenforschenden zählende DZIF-Wissenschaftler, wie Coronaviren zur Vermehrung das zelleigene Recyclingsystem verändern, und vergleicht die angeborene Immunantwort bei Menschen und Fledertieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, neue antivirale und antientzündliche Medikamente zu entwickeln.
Zur Liste der Highly Cited Researchers
Veröffentlicht wird die Liste der Highly Cited Researchers von dem Unternehmen Clarivate. In die Analyse flossen Publikationen ein, die zwischen 2011 und 2021 veröffentlicht worden waren und im Jahr der Veröffentlichung zu dem einen Prozent der am häufigsten zitierten Fachartikeln zählten. In die Liste aufgenommen wurden all jene Personen, die mehrere solcher Publikationen veröffentlicht hatten. Die erforderliche Anzahl an Top-Publikationen unterschied sich abhängig vom Fachgebiet und war für den Bereich „Klinische Medizin“ am höchsten. Die untersuchten Fachgebiete waren: Agrarwissenschaft, Biologie & Biochemie, Chemie, Geowissenschaften, Immunologie, Informatik, Ingenieurwissenschaften, Klinische Medizin, Materialwissenschaft, Mathematik, Mikrobiologie, Molekularbiologie & Genetik, Neurowissenschaft & Verhalten, Pflanzen- & Tierwissenschaften, Pharmakologie & Toxikologie, Physik, Psychiatrie & Psychologie, Sozialwissenschaft, Umweltwissenschaft/Ökologie, Weltraumforschung, Wirtschaftswissenschaft & Betriebswirtschaft.
Links:
Meldung zu den Highly Cited Researchers 2021
Meldung zu den Highly Cited Researchers 2020
Bolivien dankt dem Institut für Virologie für das Etablieren der Affenpocken-Diagnostik vor Ort

Der Gesundheitsminister von Bolivien, Jeyson Auza, dankt für den schnellen Aufbau der Affenpocken-Diagnostik in seinem Land durch die etablierte Kooperation mit dem Institut für Virologie der Charité (Prof. Dr. Felix Drexler).
Vergleichbare Unterstützung wird derzeit von der Charité in Benin und Madagaskar geleistet.
Patienten mit APS-1 trotz Vorhandensein von Auto-Antikörpern gegen Typ I Interferone im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion nicht zum schweren COVID-19 Verlauf prädestiniert

Gegen Virusinfektionen schützen normalerweise Interferone. Diese Botenstoffe werden von zahlreichen Körperzellen als frühe Reaktion auf eine virale Infektion gebildet und induzieren ein antivirales Programm, das die Zellen darin unterstützt, die Ausbreitung der Infektion abzuwehren. Patienten mit APS-1 (Autoimmune polyendocrine syndrome Typ-1) entwickeln aufgrund einer angeborenen Störung des Immunsystems im Verlauf ihres Lebens verschiedene Autoimmunerkrankungen. Aus bislang noch ungeklärter Ursache weisen diese Patienten typischerweise hohe Mengen von Auto-Antikörpern gegen Interferone im Blut auf, welche die Wirkung der Interferone neutralisieren. Daher wurde befürchtet, dass Patienten mit APS-1 für einen schweren Verlauf der SARS-CoV-2 Infektion besonders anfällig sind. Diese Hypothese wird auch dadurch unterstützt, dass laut einer aktuellen Studie bis zu 14% der intensivpflichtigen, vor allem älteren und männlichen COVID-19-Patienten hohe Mengen von IFN-Autoantikörpern aufweisen.
Ein interdisziplinäres Team in der Charité, bestehend aus Prof. Christine Goffinet, Institut für Virologie, Dr. Christian Meisel, Institut für Medizinische Immunologie und Labor Berlin, und Prof. Horst von Bernuth, Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt für Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin, fand jetzt heraus: neutralisierende anti-IFN-Auto-Antikörper, so wie sie in Patienten mit APS-1 vorliegen, führen im Fall einer SARS-CoV-2-Infektion nicht zwingend zu einem schweren Verlauf der COVID-19 Erkrankung. In einer prospektiven Analyse wurden sechs Personen mit APS-1 untersucht, von denen sich vier im Lauf der Studie mit SARS-CoV-2 infizierten. „Die Analyse von Seren vor und nach der Infektion belegte, dass tatsächlich anti-IFN-Auto-Antikörper vorlagen, welche in einem biologischen Funktionstest eine hohe neutralisierende Wirkung zeigten“, so Bengisu Akbil, Co-Erstautorin der Studie. Trotzdem erkrankten alle vier Personen nur mild. Interessanterweise handelt es sich ausschließlich um junge, weibliche Personen. „Unsere Studie zeigt auf, dass das Vorliegen von Typ I IFN-Auto-Antikörpern per se nicht ausreicht, um einen schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln“, sagt Dr. Christian Meisel, Erstautor der Studie. Als Nächstes gilt es zu klären, warum Auto-Antikörper gegen IFN bei jungen Patientinnen benigne, in der älteren männlichen Bevölkerung jedoch mit schwerem COVID-19 verbunden sind. Im Verdacht stehen X-chromosomal-kodierte und/oder altersabhängige Faktoren.
Mild COVID-19 despite autoantibodies to type I IFNs in Autoimmune-Polyendocrine-Syndrome Type 1 (APS-1)
Christian Meisel*, Bengisu Akbil*, Tim Meyer, Erwin Lankes, Victor M. Corman, Olga Staudacher, Nadine Unterwalder, Uwe Kölsch, Christian Drosten, Marcus A. Mall, Tilmann Kallinich, Dirk Schnabel, Christine Goffinet# and Horst von Bernuth#
Journal of Clinical Investigation, 2021. Link zum frei verfügbaren Artikel: www.jci.org/articles/view/150867
Die Studie wurde vom Innovationsfond des Labor Berlin, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG-Sonderforschungsbereich 900) und vom BIH finanziert.
Pandemiedialog: Die Kolumne von Felix Drexler auf der spanischsprachigen Website der Deutschen Welle

Alle zwei Wochen beantwortet Prof. Felix Drexler auf der spanischsprachigen Website der Deutschen Welle Fragen lateinamerikanischer Leser zur Covid-19 Pandemie. Die Themen der Kolumne umfassen nicht nur die Entstehung und Ausbreitung der Pandemie, sondern auch Strategien zu deren Eindämmung. Die Seite erfreut sich großer Beliebtheit innerhalb eines Publikums, das die faktenbasierten Sichtweise des erfahrenen Virologen zu schätzen weiß. Gerade in Zeiten erhöhter Unsicherheit und weitverbreiteter Fehlinformationen steht die nüchterne, vorurteilsfreie Analyse von Prof. Drexler hoch im Kurs.
Die Kolumne von Prof. Drexler ist eine Komponente eines Projektes, das die Charité mit Finanzierung vom Auswärtigen Amt durchführt.
Forschungszusammenarbeit mit Kenia: Neues über die Entstehung und Verbreitung des Sandfliegenfiebers

Sandfliegen sind winzig kleine blutsaugende Insekten, die für die Übertragung des sogenannten Sandfliegenfiebers im Mittelmeerraum verantwortlich sind. Infektionen äußern sich meist durch Fieber, Kopfschmerzen und gastrointestinalen Symptome. Es können aber auch schwerere Verläufe mit Sehstörung, Hörsturz, Lähmungserscheinungen und Meningitiden oder Enzephalitiden auftreten. Ausgelöst wird die Infektionskrankheit durch Viren, die zur Gruppe der Phleboviren gehören. Die Arbeitsgruppe von Sandra Junglen hat zusammen mit Partnern vom International Centre of Insect Physiology and Ecology (icipe) vier bisher unbekannte Phleboviren in Sandfliegen aus Kenia entdeckt. Die neu entdeckten Viren besitzen unterschiedliche serologische Eigenschaften. Während eins der Viren zum Toscana Serokomplex gehört, reagieren die anderen drei nicht mit dem verwandten Sicilian Serokomplex und etablieren eine neue Serogruppe. Es wird vermutet, dass die neuen Viren ganz ähnliche Symptome wie die bereits bekannten Sandfliegenfieberviren auslösen. Das internationale Team hat Nachweismethoden entwickelt, die helfen die Verbreitung der Viren und assoziierte Krankheitssymptome aufzuklären. Die genetische Diversität und phylogenetische Einordnung der neuen Phleboviren lassen vermuten, dass die aus dem Mittelmeerraum bekannten Sandfliegenfieberviren ursprünglich aus Ostafrika südlich der Sahara stammen.
Link zur Original-Publikation: https://msphere.asm.org/content/5/5/e00598-20
Unterstützung Zentrallabor Cotonou im Kampf gegen Corona




GIZ - Charité Berlin - Benin Projekt
Vom 22. Februar bis 10. März reisten Mitglieder der AG Drexler des Instituts für Virologie der Charité Berlin nach Benin in Westafrika. Ziel dieser Reise war die Unterstützung der Labore Benins um Kampf gegen Corona. Gegenstand dieses durch die Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanzierten Projekts war die Beurteilung der vorhandenen Labore des Landes, sowie die Identifizierung der Strukturen innerhalb der Labore. Im Vordergrund dieses Projekts steht die Steigerung der Effizienz der Arbeitsabläufe in den Laboren, um dadurch die Kapazität für COVID-19 Tests zu erhöhen.
Im Verlauf dieser Reise wurde ebenso das lokale Laborpersonal Conotous in der Anwendung mikrobiologischer Testverfahren ausgebildet, allem voran stand das Training der Mutationsdetektion. Daneben wurden ebenso Satellitenlabore besucht, unter ihnen die Labore in Lokossa und Aplahoué, südlich der Hauptstadt.
Im Laufe dieses Jahres stehen weitere Missionen nach Benin an, in denen das Charité Team um Prof. Dr. Drexler die Unterstützung der Labore Benins weiterführen wird.
Autophagie als möglicher Ansatzpunkt für antivirale Therapien

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité, der Universität Bonn und des DZIF
Forschende des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Universität Bonn haben analysiert, wie SARS-CoV-2 den Stoffwechsel der Wirtszelle zu seinen Gunsten umprogrammiert. Wie sie im Fachblatt Nature Communications* berichten, konnten sie so vier Wirkstoffe identifizieren, die die Vermehrung des Virus in Zellen hemmen: die körpereigenen Stoffe Spermin und Spermidin, das experimentelle Krebsmedikament MK-2206 und das Bandwurmmittel Niclosamid. Ob sich Niclosamid auch bei Menschen als wirksam gegen COVID-19 erweist, untersucht die Charité jetzt in einer klinischen Studie.
Kontakt:
PD Dr. Marcel A. Müller
Email: marcel.mueller@charite.de
Tel: 030-450-625097
Ein epidemiologisches Nadelöhr für das MERS-Virus

Der MERS-Erreger ist ein zoonotisches Virus, das von Kamelen stammt und nach Infektion in begrenztem Maße weiter übertragen wird, beispielsweise in Krankenhäusern. Da das Virus über die Atemwege übertragen wird, könnte eine weitere Anpassung auf den Menschen eine Pandemie zur Folge haben.
Wissenschaftler aus unserem Institut haben gemeinsam mit Kollegen aus Saudi Arabien eine groß angelegte Untersuchung von Kamelen im Hafen von Dschidda durchgeführt.
Dschidda ist der bei weitem wichtigste Importhafen für Kamele auf die Arabische Halbinsel. Mehr als 140.000 Tiere werden jährlich aus Afrika importiert. Die jetzige Studie zeigt, dass Afrikanische MERS-Viren zwar ständig nach Saudi Arabien eingeschleppt werden, sich aber dort nicht etablieren.
Gleichzeitig zeigte sich, dass seit 2015 nur noch eine neue Viruslinie in Saudi Arabien vorherrscht, während vorher verschiedene Linien gleichzeitig vorkamen. Diese Daten lassen vermuten, dass sich das MERS-Virus auf der arabischen Halbinsel zu einem besser vermehrungsfähigen Virus verändert hat. Dies ist eine völlig neue Erkenntnis hinsichtlich der Gefahrenlage durch den Erreger. Folgeuntersuchungen laufen derzeit am Institut.
18.12.2019
Hier geht es zur Original-Publikation: https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(19)30243-8/fulltext
Ungeahnte Biodiversität von Viren in Insekten

In der bisher größten Suche nach neuen Viren in einer zusammenhängenden Tierklasse – den Insekten – konnten Wissenschaftler des Instituts für Virologie der Charité und des Forschungsmuseums Alexander König in Bonn einen einmaligen Einblick in die Biodiversität von RNA-Viren gewinnen. Die erste Veröffentlichung aus einer größeren laufenden Studie ist nun erschienen.
https://journals.plos.org/plospathogens/article?id=10.1371/journal.ppat.1008224
In der jetzigen Veröffentlichung beschreiben die Autoren ausschließlich Viren mit Negativstrang-RNA-Genom, die sich in mindestens 20 neue Gattungen und mindestens eine neue Familie einteilen lassen. Dies ist eine der bisher größten Einzelleistungen in der Entdeckung neuer Viren.
Die medizinische Nutzung dieses Wissens steht erst am Anfang. Durch die Kenntnis der neuen Viren kann nun auch in menschlichen Proben nach ähnlichen Viren gesucht werden, die vorher unentdeckt geblieben wären. Auch können neue durch Insekten übertragene Viren nun hoffentlich besser erkannt werden.
Kenntnis von Biodiversität eröffnet neue Möglichkeiten bei der Suche nach bisher noch unbekannten Krankheitserregern. Denn nur was man bereits kennt, kann man in gezielten Tests bei Erkrankten auch wiederfinden.
Aus dem Projekt ergeben sich auch ganz wichtige neue Erkenntnisse für die Biologie. Die Studie zeigt, dass viele Insektenviren mit den Insekten eine gemeinsame Evolutionsgeschichte haben. Eine große Bedeutung hat das Vorkommen von Viren auch für die Weiterentwicklung von Insekten als Nahrungsquelle für die wachsende menschliche Weltbevölkerung.
Neuer Ansatz für MERS-Therapie entdeckt

Gemeinsame Pressemitteilung der Charité und des DZIF
Das im Jahr 2012 entdeckte MERS-Coronavirus kann eine schwere Lungenentzündung auslösen, die häufig tödlich verläuft. Eine wirksame Therapie gibt es bislang nicht. Jetzt haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin einen zelleigenen Recycling-Mechanismus, die Autophagie, als neuen Angriffspunkt für die Bekämpfung des Virus identifiziert. Autophagie-fördernde Wirkstoffe, darunter auch zugelassene Medikamente, konnten die Vermehrung des Virus in Zellen stark reduzieren. Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift Nature Communications* erschienen.
Zur vollständigen Pressemitteilung
Hier gehts zur Original-Publikation
Kontakt:
Marcel Müller
marcel.mueller@charite.de
Neues Verständnis einer wichtigen Funktion des Zytomegalievirus (CMV)

Das humane Cytomegalievirus (CMV) ist ein weltweit verbreitetes Herpesvirus, das vor allem bei immunsupprimierten Patienten zu schwerwiegenden Problemen führt. Die Arbeitsgruppe von Elke Bogner untersucht, ob das Virus über den ihm eigenen Mechanismus zur Verpackung seiner DNA gestoppt werden kann. Die enzymatisch aktive Terminaseuntereinheit pUL89 ist in den Prozess der Verpackung involviert. Erstmals konnten Wissenschaftler um Professor Bogner nun essentielle Motive für die DNA-Bindung und Nukleaseaktivität identifizieren. Hierbei entschlüsselten sie auch die erste dreidimensionale Struktur des Terminaseproteins mit einer Auflösung von 3 nm. Das Protein besteht aus zwei Domänen, die über eine „hinge“ Region verbunden sind. Zusammen mit früheren Studien ist es jetzt möglich, die Struktur-Funktions Beziehungen der CMV Terminaseuntereinheit pUL89 zu verstehen.
Kontakt
Christine Goffinet spricht auf dem World Health Summit 2019 über die Rolle der Wissenschaft bei der globalen Bekämpfung von HIV-1/AIDS

Der World Health Summit in Berlin ist eine der international bedeutendsten Konferenzen für globale Gesundheitsfragen mit über 2.500 Teilnehmern aus 100 Nationen. Wissenschaft, Politik, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft kommen hier zusammen und diskutieren die Herausforderungen der Weltgesundheit: vom Klimawandel über Antibiotikaresistenz bis hin zur Digitalisierung.
Prof. Christine Goffinet, BIH Professorin für Virologie, diskutierte auf dem Podium mit Politik und Zivilgesellschaft zum Thema: „Securing Political Leadership for Global Health to Accelerate the Elimination of Communicable Diseases“.
„Das Existieren einer sehr guten antiretroviralen Therapie von HIV-1/AIDS ist ein Verdienst der Wissenschaft, wird für eine globale Eradikation jedoch aller Voraussicht nicht ausreichen. Wir brauchen eine Stärkung der Grundlagenforschung, um ein schützendes Vakzin und eine Heilungsmethode zu entwickeln.“ Sie betonte den Bedarf an interdisziplinärer Implementationsforschung, um etablierte klinische Strategien und Studien-basierte Evidenz effektiver in real world in Anwendung zu bringen. Zu guter Letzt sprach sich Prof. Goffinet für eine Stärkung der Universitäten direkt in von Infektionskrankheiten betroffenen Ländern aus. Nur so könne gewonnenes Wissen direkt und schnell bedürftigen Populationen zugutekommen. Diese Ziele können wiederum nur über eine Stärkung und Anerkennung der akademischen Ausbildung und Wissenschaft erreicht werden.
Mit-Diskutanten waren Ricardo Baptista Leite, Abgeordneter des Portugiesischen Parlaments, Gründer und Präsident von UNITE; Gunilla Carlsson, geschäftsführende Direktorin UNAIDS; Jaak Peeters, Direktor von Global Public Health, Johnson &Johnson; Esther Passaris, Abgeordnete des Kenianischen Parlaments; und Alan Donelly, Einberufer der G20 Health and Development Partnership Initiative.
Weitere Informationen finden sich auf der Website des World Health Summit 2019: https://www.worldhealthsummit.org/
Undercover-Agent HIV-1

Gegen Viren schützen nicht nur Antikörper: Schon viel früher erspüren infizierte Zellen mit Hilfe von Sensoren in ihrem Inneren Bestandteile des Virus und lösen daraufhin eine Immunantwort aus. Diese ist ein Element der so genannten angeborenen Immunität und verhindert, dass sich die Viren weiter ausbreiten. In einer aktuellen Studie zeigen nun Wissenschaftler*innen vom Berlin Institute of Health (BIH) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, dass das AIDS-Virus HIV-1 dank einer ausgeklügelten Vermehrungsstrategie nur minimale Aufmerksamkeit in infizierten Zellen erregt, so dass die Infektion zumindest in T-Zellen, die selbst Bestandteil des Immunsystems sind, weitgehend unbemerkt abläuft. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler*innen nun in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht.
Das Erbgut der Zelle in Form von DNA ist normalerweise ausschließlich im Zellkern und in den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, zu finden. Befindet sich DNA außerhalb dieser normalen Aufenthaltsorte, etwa im Zytoplasma, ist das für die Zelle ein Alarmsignal: Denn DNA kommt im Zytoplasma nur dann vor, wenn die Zelle zu einer Tumorzelle entartet oder wenn sich ein Virus in sie eingeschmuggelt hat. In beiden Fällen ist es für den Körper das Beste, wenn die Zelle vernichtet wird, um eine Ausbreitung des unheilvollen Geschehens zu verhindern.
Hier kommt das Enzym cGAS ins Spiel: die zyklische GMP-AMP Synthase bindet an die DNA im Zytoplasma, was eine Signalkaskade auslöst, die in der Produktion antiviraler Proteine mündet und schließlich eine Immunantwort auslöst. Während einer Infektion mit DNA-Viren, z.B. Herpesviren, oder HI-Viren, welche ihr RNA-Genom in DNA umschreiben, gelangt ein Teil der viralen DNA aus dem Viruspartikel in das Zytoplasma der Zelle und trifft dort auf den DNA Sensor cGAS, was zur Immunantwort führt. Dieser zelluläre Verteidigungsmechanismus wurde bereits in zahlreichen Studien für die Verteidigung gegen unterschiedliche DNA-Viren nachgewiesen. Leider haben die meisten DNA-Viren spezielle Antagonisten entwickelt, deren Aufgabe es ist, die Effektivität von cGAS zu mindern.
AIDS-Virus entzieht sich Zellkontrolle
Das AIDS-Virus HIV-1, welches zu den Retroviren gehört, besitzt ein RNA-Genom, das es in infizierten Zellen vorübergehend in DNA umwandelt. Diese DNA integriert in die DNA der Wirtszelle und sichert damit das quasi unendliche Fortbestehen der viralen Erbinformation. Es war lange umstritten, ob dieses DNA-Intermediat von cGAS erkannt wird und zu einer antiviralen Immunantwort führen kann. Denn es wird pro Infektion nur eine einzige DNA-Kopie hergestellt und diese wird schnell in den Zellkern importiert. In der aktuellen Studie zeigt die Arbeitsgruppe von Christine Goffinet in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen u.a. von der Medizinischen Hochschule Hannover und des TWINCORE, dass HIV-1 sich der Erkennung durch dieses Enzym in T-Zellen, den wichtigsten Zielzellen von HIV-1 in vivo, entzieht. T-Zellen gehören zum Immunsystem und sind für die Auslösung einer wirksamen Immunantwort unverzichtbar.
Julia Kazmierski, Co-Autorin der aktuellen Studie, brachte T-Zellen mit HIV-1-Viren in der Kulturschale zusammen. „Wir haben festgestellt, dass die Produktion des DNA-Intermediats in infizierten Zellen weder eine messbare cGAS-abhängige Reaktion noch eine nennenswerte Immunantwort ausgelöst hat. Selbst als wir die Virushülle experimentell destabilisiert haben, wodurch verstärkt virale DNA in das Zytoplasma infizierter Zellen entweichen konnte, löste das keine messbare Immunantwort aus.“ Dagegen reagierten dieselben T-Zellen mit einer starken, cGAS-abhängigen Immunantwort auf eine Infektion mit einem anderen DNA-Virus, dem HSV-1. Die Forscher*innen vermuten, dass die vergleichsweise kurze HIV-1 DNA in nicht ausreichender Menge und nicht lange genug im Zytoplasma vorliegt, um von cGAS erkannt zu werden.
Resistenzen gegen verfügbare AIDS-Medikamente
Die Immunschwächekrankheit AIDS, die durch das HI-Virus ausgelöst wird, kann in den meisten Fällen sehr gut mit antiretroviralen Medikamenten behandelt werden. Betroffene haben daher eine fast normale Lebenserwartung, wenn die Therapie früh nach der Infektion gestartet wird. Dennoch kommt es immer wieder zu Resistenzen, so dass Wissenschaftler*innen wie Christine Goffinet nach wie vor nach neuen Achillesfersen des Virus fahnden. „Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir das sehr effektive cGAS-System für eine immunmodulatorische Therapie gegen HIV-1 nutzen können“, sagt Christine Goffinet. „Unsere Ergebnisse lassen dies leider nicht erwarten. Ganz im Gegenteil zeigt uns unsere Studie einmal mehr, wie heimtückisch das AIDS-Virus immer wieder alle Gegenstrategien unseres Immunsystems unterläuft!“
Dennoch werden die Wissenschaftler*innen um Christine Goffinet ihren Kampf gegen das AIDS-Virus natürlich nicht aufgeben, sondern weiter nach erfolgversprechenden Angriffspunkten von HIV-1 fahnden, auch und gerade in Corona-Zeiten. „Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Forschung an verschiedenen Krankheitserregern weiter voranzutreiben. So ist gerade jetzt eine Verbesserung der HIV-1 Therapie und das Entwickeln eines Impfstoffs gegen die HIV-1-Infektion wichtiger denn je. Je mehr wir über verschiedene Viren wissen, desto besser sind wir auf eine nächste Pandemie vorbereitet.“
Absence of cGAS-Mediated Type I IFN Responses in HIV-1-Infected T-Cells
Carina Elsner, Aparna Ponnurangam, Julia Kazmierski, Thomas Zillinger, Jenny Jansen, Daniel Todt, Katinka Döhner, Shuting Xu, Aurélie Ducroux, Nils Kriedemann, Angelina Malassa, Pia-Katharina Larsen, Gunther Hartmann, Winfried Barchet, Eike Steinmann, Ulrich Kalinke, Beate Sodeik, and Christine Goffinet; Proc. Natl. Acad. Sci., 2020, epub ahead of print: https://www.pnas.org/content/early/2020/07/23/2002481117
Neue Erkenntnisse zum anti-HIV-1 Restriktionsfaktor SERINC5

Die Arbeitsgruppe von Christine Goffinet hat neue Eigenschaften des antiviralen Restriktionsfaktor SERINC5 aufgedeckt. Restriktionsfaktoren sind Proteine der zell-intrinsischen angeborenen Immunität und interferieren mit der Replikation von Viren. Mehrere Viren haben wiederum Strategien entwickelt, diese antiviralen Verteidigungsstrategien zu umgehen oder auszuschalten. Das Transmembranprotein SERINC5 inkorporiert in neu gebildete HIV-Partikel und reduziert deren Infektiösität. Es wird durch das akzessorische HIV-1 Protein Nef antagonisiert. Aufgrund des Fehlens eines geeigneten Antikörpers wurden die meisten Erkenntnisse bislang anhand von heterolog exprimiertem SERINC5 gewonnen. Mittels CRISPR/Cas9-vermittelter Geneditierung wurde eine HA-Epitop-kodierende Sequenz in die SERINC5-Genallele einer T-Zell-Linie inseriert. Diese Modifikation erlaubte zum ersten Mal die Detektion des endogen exprimierten SERINC5-Proteins. Mittels dieses Systems wurde eine unerwartete Modulierung der subzellulären Lokalisierung von SERINC5 durch Typ I Interferone aufgedeckt. Zudem legen die Ergebnisse virale Antagonisierungsstrategien nahe, die über die Nef-vermittelte Exklusion von SERINC5 aus viralen Partikeln hinausgehen. CRISPR/Cas9-vermittelte Modifizierung von Genen wird zukünftig ein besseres Verständnis des Einflusses einzelner Mutationen in Restriktionsfaktor-kodierenden Genen erlauben, ein wichtiger Schritt in Richtung personalisierte Medizin. Dieses Vorhaben ist gefördert durch den Sonderforschungsbereich 900 “Mikrobielle Persistenz und ihre Kontrolle” der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Characterization of Endogenous SERINC5 Protein as anti-HIV-1 Factor, Vânia Passos, Thomas Zillinger, Nicoletta Casartelli, Amelie S. Wachs, Shuting Xu, Angelina Malassa, Katja Steppich, Hildegard Schilling, Sergej Franz, Daniel Todt, Eike Steinmann, Kathrin Sutter, Ulf Dittmer, Jens Bohne, Olivier Schwartz, Winfried Barchet, and Christine Goffinet, Journal of Virology 2019, Epub ahead of print
Hier der Link zum frei verfügbaren Artikel: https://jvi.asm.org/content/early/2019/10/03/JVI.01221-19
Hepatitis B: Ungewöhnliches Virus in Spitzmäusen entdeckt

Die Entdeckung eines ungewöhnlichen Hepatitis-B-Virus aus Spitzmäusen eröffnet neue Möglichkeiten, den chronischen Verlauf der Erkrankung zu verstehen. Internationale Forscherteams konnten zeigen, dass diesem Virus ein wichtiges Protein fehlt, das normalerweise für die Chronifizierung der Krankheit zuständig ist. Federführend waren DZIF-Wissenschaftler an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und an der Gießener Universität.
Infektionen mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) sind eines der großen globalen Gesundheitsprobleme. Besonders problematisch ist die hohe Zahl der chronischen Verläufe: Mehr als 240 Millionen Menschen sind weltweit mit diesem Virus chronisch infiziert und über 887.000 Infizierte sterben jährlich an den Spätfolgen der Infektion wie Leberzirrhose und Leberkrebs. Die Chronifizierung der HBV-Infektion, die oft jahrzehntelang unerkannt bleibt, bildet eines der wesentlichen Merkmale dieser Viruserkrankung. „Mit der Entdeckung dieses ungewöhnlichen HBV in der Spitzmaus haben wir die Chance, die Pathogenese dieser chronischen Krankheit zu verstehen“, erklärt die Erstautorin der Studie Andrea Rasche, Wissenschaftlerin an der Charité - Universitätsmedizin Berlin und DZIF-Stipendiatin des „Maternity Leave“ Programms.
Dem Virus in der Spitzmaus fehlt ein wichtiges Protein, das für die Chronifizierung der Infektion bedeutsam ist. „Ohne diesen Immunmodulator, HBeAg genannt, wäre der chronische Verlauf der Krankheit kaum möglich“, betont Prof. Dr. Jan Felix Drexler, DZIF-Wissenschaftler an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und DZIF-Wissenschaftler im Forschungsbereich „Emerging Infections“. Und das betrifft alle bislang bekannten HBV der Säugetiere. Sie bilden dieses Protein während der Infektion. Es unterdrückt als Immunmodulator die spezifische Immunabwehr des Körpers gegen das HBV, so dass die Infektion nicht ausheilen kann und chronisch verläuft – oft mit sehr hohen Viruskonzentrationen im Blut. Beim Fehlen dieses viralen Proteins kann das Immunsystem des Körpers hingegen die Infektion erfolgreich bekämpfen.
Nicht so bei dem neu entdeckten HBV der Spitzmäuse. Fast 700 Spitzmaus-Proben aus Europa und Afrika untersuchten die Forscher und trotz der Abwesenheit von HBeAg zeigten die infizierten Tiere hohe HBV-Viruskonzentrationen im Blut. „Dies weist auf eine sehr erfolgreiche, aber ungewöhnliche Infektionscharakteristik und Verbreitung des Spitzmaus-HBV in seinen Wirten hin“, erklärt Prof. Dr. Dieter Glebe, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Hepatitis-B- und D-Viren an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und DZIF-Wissenschaftler im Forschungsbereich „Hepatitis“. „Da das Virus nicht in der Lage ist, menschliche Leberzellen zu infizieren, kann eine Infektion des Menschen mit diesen Viren mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.“ Von einer Gefahr für die Bevölkerung bei Kontakt mit HBV-infizierten Spitzmäusen ist daher nicht auszugehen.
Eine weitere Besonderheit des nun entdeckten Virus ist, dass es nicht den bislang beim Menschen- und Affen-HBV bekannten Leber-Gallensäuren-Transporter zum Eintritt in die Leberzellen nutzt, sondern einen bislang unbekannten Weg in die Zelle nimmt. „Wir kennen also immer noch nicht alle HBV-Rezeptormoleküle“, sagt Prof. Drexler. Neben diesen wichtigen Erkenntnissen zur HBV-Infektion gibt das Spitzmaus-Virus neue Einblicke in die stammesgeschichtliche Entwicklung von HBV. „Unsere evolutionsbiologischen Untersuchungen zeigen, dass HBV seit Jahrmillionen in Säugetieren existieren, vermutlich seit etwa 80 Millionen Jahren“, so Prof. Drexler.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen nun das ungewöhnliche Infektionsverhalten dieser Spitzmaus-HBV weiter untersuchen, die ohne den zentralen Immunmodulator HBeAg auskommen. Trotz enormer internationaler Anstrengungen konnte bislang keine effektive Therapie zur Heilung der chronischen Hepatitis B entwickelt werden. Dies liegt unter anderem daran, dass keine gut geeigneten Tiermodelle existieren, mit denen die komplexen Wechselwirkungen der Virusinfektion mit dem Immunsystem des Wirts untersucht werden können. „Spitzmäuse könnten ein vielversprechendes Tiermodell für die HBV-Forschung darstellen. Das hier entdeckte Virus eignet sich insbesondere dafür, die Mechanismen von chronischen HBV-infektionen zu untersuchen“, so Prof. Drexler.
Internationale Zusammenarbeit
Gemeinsam mit den Teams von Prof. Dr. Dieter Glebe und Prof. Dr. Jan Felix Drexler sind zahlreiche nationale und internationale Forscherteams an der Studie beteiligt. Die Arbeiten wurden hauptsächlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und im Rahmen des DZIF gefördert. Beteiligt an der Studie sind die JLU, die Charité- Universitätsmedizin Berlin, das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, das Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald/Riems sowie Universitäten und Institute in Brasilien, den Niederlanden, Sierra Leone, Nigeria, der Elfenbeinküste, Lettland, Litauen und Russland.
Kontakt:
Prof. Dr. Jan Felix Drexler
Institut für Virologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 525 461
E-Mail: felix.drexler@charite.de
Erklärung des Internationalen Beratergremiums zu globaler Gesundheit an Bundesgesundheitsminister Spahn übergeben

Das Internationale Beratergremium zu globaler Gesundheit (International Advisory Board on Global Health, IAB) hat am heutigen Freitag seine Empfehlungen zur Globalen Gesundheit veröffentlicht. Die Erklärung enthält vier Schlüsselfaktoren – politische Führung, Expertise, Integration und Investitionen – und geht auf die Rolle Deutschlands für die Globale Gesundheit ein.
Das Internationale Beratergremium zu globaler Gesundheit besteht aus folgenden Mitgliedern:
Dr. Christoph Benn, Prof. Dr. Christian Drosten, Dr. Christopher Elias, Dr. Jeremy Farrar, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörg Hacker, Prof. Dr. Dr. h.c. Ilona Kickbusch, Dr. Matshidiso Rebecca Moeti, Dr. Sania Nishtar, Dr. Mirta Roses Periago, Dr. Gisela Schneider,
Globale Gesundheit stärken

Die CDU/CSU Bundestagsfraktion hat am 8. Mai ein Symposium zum Thema Global Health durchgeführt. Christian Drosten nahm an der Podiumsdiskussion teil. Hier ein Mitschnitt der hochrangig besetzten Veranstaltung. Bildquelle: CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Michael Wittig
Eine frühere Infektion mit Dengue-Viren kann Zika-Viren „entschärfen“

Der Ausbruch des Zika-Virus in Lateinamerika hat inzwischen mehr als 60 Millionen Menschen getroffen. Insbesondere für Schwangere und deren Kinder kann die Infektion fatale Folgen haben: Viele Kinder werden mit Fehlbildungen des Gehirns, der sogenannten Mikrozephalie, geboren. Bislang wurde vermutet, dass eine frühere Infektion mit Dengue-Viren die Auswirkungen einer Zika-Infektion verstärkt. Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) konnten jedoch nachweisen, dass eine Infektion mit Dengue-Viren vor Zika-assoziierten Schäden schützt. Die Studie ist jetzt in der Fachzeitschrift Emerging Infectious Diseases* erschienen.
„Wir wissen inzwischen, dass eine Zika-Virus-Infektion während der Schwangerschaft zu Schädigungen des Fötus führen kann. Dazu gehören die Mikrozephalie und andere mitunter gravierende Symptome“, erklärt Prof. Dr. Felix Drexler vom Institut für Virologie der Charité. Der Leiter der Studie entwickelt in Zusammenarbeit mit dem DZIF seit vielen Jahren Nachweisverfahren für Zika- und andere Viren. „Was wir bisher allerdings nicht verstanden haben, ist das gehäufte Auftreten von Mikrozephalien in bestimmten Regionen, zum Beispiel im Nordosten Brasiliens“, sagt Prof. Drexler. Das internationale Forschungsteam begann nach Co-Faktoren zu suchen, die darüber entscheiden, ob eine Zika-Infektion während der Schwangerschaft fatale Folgen hat oder nicht.
Verdächtigt als Co-Faktor wurden Dengue-Viren, die in Lateinamerika weit verbreitet sind und das gleichnamige Fieber auslösen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuteten zunächst, dass die Antikörper, die der Mensch gegen das Dengue-Virus bildet, bei einer späteren Zika-Infektion zu einer Fötus-Schädigung beitragen könnten. Man weiß seit Längerem, dass diese Antikörper unter bestimmten Bedingungen Infektionen verstärken können. Doch bei Zika scheint das Gegenteil der Fall zu sein. „Unsere Studie zeigt überraschenderweise, dass frühere Dengue-Infektionen vielmehr vor Zika-assoziierten Schädigungen schützen“, betont Prof. Drexler.
Um die Interaktion zwischen Dengue- und Zika-Viren zu untersuchen, verglichen die Forschenden zunächst das Erbgut aller bekannten Dengue-Viren aus Brasilien untereinander. So wollten sie herausfinden, ob im Nordosten Brasiliens in den letzten Jahrzehnten Dengue-Viren vorkamen und in dieser Region eine unterschiedliche Immunität hinterlassen haben, als in anderen Teilen Brasiliens. Zudem testeten sie bei 29 Müttern, die eine Zika-Virus-Infektion während der Schwangerschaft hatten und deren Babys Mikrozephalie zeigten, ob sie Antikörper gegen die vier verschiedenen Typen des Dengue-Virus aufwiesen. Als Kontrolle dienten Proben von 108 Zika-Virus-infizierten Müttern mit gesunden Kindern.
„Die Ergebnisse zeigen, dass eine bestehende Immunität gegen das Dengue-Virus das Risiko für eine Zika-Infektion mit fatalen Folgen für das Ungeborene signifikant verringert. Menschen mit früheren Dengue-Infektionen brauchen sich also keine Sorgen machen, schwerer an Zika zu erkranken“, fasst Prof. Drexler die Ergebnisse zusammen. Für Schwangere ist das eine wichtige Entwarnung. Der Verdacht, dass das Dengue-Virus ein Co-Faktor für Zika-Infektionen bei Ungeborenen ist, hat sich damit nicht bestätigt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen nun weiter nach Co-Faktoren, auch um das gehäufte Auftreten von Mikrozephalie im Nordosten Brasiliens erklären zu können sowie nach Möglichkeiten, das Risiko dieser Erkrankung frühzeitig zu erkennen.
* Pedroso C et al. Cross-Protection of Dengue Virus Infection against Congenital Zika Syndrome, Northeastern Brazil. Emerg Infect Dis. 2019 Aug 17;25(8). doi: 10.3201/eid2508.190113.
Informationen zur Studie
Neben der Charité und dem DZIF waren an der Studie die Bundesuniversität von Bahia und das Universitätsklinikum Bonn beteiligt.
Zika- und Dengue-Viren
Das Zika-Virus wird in der Regel von Mücken übertragen, insbesondere von der Gattung Aedes, kann aber auch sexuell übertragen werden. Die Symptome einer Zika-Virus-Infektion sind Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung und manchmal Fieber. Im Vergleich zu anderen tropischen, von Mücken übertragenen Erkrankungen werden diese aber als milder ausgeprägt beschrieben. Bei Kindern im Mutterleib kann das Virus Fehlbildungen des Gehirns verursachen.
Das Dengue-Virus wird ebenfalls durch Stechmücken der Gattung Aedes übertragen und kann der Symptomatik bei einer Infektion mit dem Zika-Virus ähneln. Dengue-Fieber äußert sich in stark erhöhter Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen. Meist erholen sich Betroffene innerhalb weniger Tage wieder, es kann aber auch zu Komplikationen kommen. Das Dengue-Fieber ist eine der häufigsten durch Mücken verbreitete Erkrankung der Welt.
Kontakt:
Prof. Dr. Jan Felix Drexler
Institut für Virologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 525 461
E-Mail: felix.drexler@charite.de
Links und Downloads:
Institut für Virologie: https://virologie-ccm.charite.de/
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF): https://www.dzif.de/de
Neues Virus in Kenia entdeckt

Die Arbeitsgruppe von Sandra Junglen hat im Rahmen eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ein neues Virus in Afrika entdeckt. Dieser Erreger gehört in die Gruppe der Phleboviren und wird von Sandfliegen übertragen. In diesen äußerst kleinen blutsaugenden Insekten wurde das Virus gefunden und dann vom Deutsch-Kenianischen Team im Labor isoliert. Untersuchungen an Blutproben zeigen, dass der Mensch offenbar mit dem neuen Virus infiziert werden kann. Der neue Erreger könnte also Fälle von unklaren Infektionen wie z.B. Fieber oder Hirnhautentzündung erklären, für die man bisher keine Ursache finden konnte. Die Aufklärung bisher unbekannter Ursachen für menschliche Erkrankungen gehört zu den Haupt-Forschungszielen des Instituts für Virologie.
Hier ein Link zum dem frei verfügbaren Artikel:
https://wwwnc.cdc.gov/eid/article/25/4/18-0750_article
Kommentar zur Diagnostik der Zikavirus-Infektion

In "The Lancet Infectious Diseases" wurde kürzlich von Charité Virologen ein Kommentar veröffentlicht, in dem die Schwierigkeiten einer zuverlässigen Zika-Virus Diagnostik während des katastrophalen Ausbruchs in Lateinamerika hervorgehoben werden. Prof. Jan Felix Drexler erforscht im Rahmen des EU-Projektes ZIKAlliance und gefördert durch das das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) tierische Reservoire, Pathogenese und Diagnostik des Zika-Virus.
Mehr Informationen zum veröffentlichten Kommentar im The Lancet infectious diseases gibt es hier.
07.03.2019
Neues Forschungsprojekt zum Hepatitis-E-Virus

Eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus ist eine der wichtigsten Ursachen einer akuten viralen Leberentzündung, einer sogenannten Hepatitis. Auch in Deutschland tritt die HEV-Infektion häufig auf, wird aber oft nicht erkannt. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sie zu einer langandauernden, schweren Krankheit und sogar zum Tod führen. Ein neuer Forschungsverbund unter Ko-Koordination der Charité – Universitätsmedizin Berlin wird diese chronische Verlaufsform der Infektion jetzt genauer untersuchen. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert das neue Vorhaben mit 671.000 Euro.
Hepatis-E-Viren (HEV) kommen weltweit vor. In Ländern mit niedrigem Hygienestandard wird das Virus insbesondere über verschmutztes Trinkwasser übertragen. In Industrienationen wie Deutschland stecken sich die meisten Patientinnen und Patienten durch den Verzehr von infizierten Fleischprodukten an, besonders von Haus- und Wildschweinen. Es gibt schätzungsweise 420.000 neue Infektionen pro Jahr in Deutschland. Im Regelfall haben Personen nach einer Erkrankung mit HEV nur leichte oder gar keine Beschwerden und die Infektion klingt nach wenigen Wochen ohne Folgen ab. Doch bei bestimmten Personengruppen, zum Beispiel Menschen mit geschwächtem Immunsystem, kann sie zu einer chronischen Krankheit führen und ist oft sogar lebensbedrohlich.
„Die Häufigkeit von chronischen HEV-Infektionen und die Mechanismen, die dazu führen, sind bislang wenig verstanden. Die Bedeutung dieser Erkrankung wurde lange nicht erkannt und wir vermuten, dass sie weiterhin unterschätzt wird“ erläutert Dr. Victor Corman vom Institut für Virologie der Charité die Dringlichkeit von Forschung auf diesem Gebiet.
Das jetzt gestartete Projekt „Chronische Hepatitis-E in Deutschland“ wird Daten über diese verhältnismäßig häufig auftretende chronische Virusinfektion sammeln und analysieren. Hepatitis-E-Viren kommen nicht nur im Menschen, sondern auch in Tieren vor, die nicht selten die Quelle für menschliche Infektionen sind. Entsprechend vereint der Forschungsverbund Expertinnen und Experten aus Virologie, Humanmedizin, Veterinärmedizin und Öffentlicher Gesundheit. Das Robert Koch-Institut koordiniert das Vorhaben, die Charité ist Ko-Koordinator. Zusätzlich sind das Universitätsklinikum Essen, die Ruhr-Universität Bochum und das Bundesinstitut für Risikobewertung beteiligt.
01.03.2018
Professor Christine Goffinet ab 01.02.2019 am Institut für Virologie

Seit Anfang Februar 2019 leitet Professorin Christine Goffinet am Institut für Virologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin ihre eigene Arbeitsgruppe. Sie erforscht das Humane Immunschwäche Virus HIV und das Chikungunya-Virus, das als „emerging virus“ im Zuge der globalen Erderwärmung auch in Europa seinen Einzug hält. Bei ihren Arbeiten interessiert sich die Biologin insbesondere für die Kommunikation zwischen Virus und Wirt bzw. dessen Immunsystem: Wie wehrt sich die Wirtszelle gegen eine Infektion, und wie entzieht sich das Virus dieser Abwehr?
„Die HIV-Infektion kann man zwar gut behandeln, aber nicht heilen“, umschreibt die gebürtige Französin Christine Goffinet die Situation von HIV-Positiven. Tatsächlich müssen HIV-Infizierte ihre Medikamente lebenslang einnehmen, denn sobald sie sie absetzen, kommt das Virus wieder hervor. Das Virus versteckt sich in ruhenden Wirtszellen, es hat seine Erbgutinformation in die Chromosomen der Wirtszelle hineingeschmuggelt. Goffinet möchte nun die ruhenden Virus-tragenden Zellen aufwecken, damit sie wieder damit beginnen, das Virus herzustellen. „Anschließend werden wir versuchen, diese reaktivierten Zellen abzutöten, sei es mit Hilfe des körpereigenen Immunsystems oder durch eine neuartige Behandlung, bei der wir die Kommunikation zwischen Virus und Immunsystem nutzen“, lautet ihr ehrgeiziges Ziel. „Und das muss zu 100% gelingen, denn nur eine einzige verbleibende HIV-positive Zelle genügt vermutlich, um die Virusvermehrung von neuem ausbrechen zu lassen.“
Das Chikungunya-Virus ist bereits seit längerer Zeit aus Afrika und Südostasien bekannt. Es gilt als so genanntes „Emerging Virus“, weil die Infektionsrate weltweit zunimmt. Es wird wie das Dengue-Virus durch Mücken der Gattung Aedes übertragen, die sich von Südeuropa aus langsam nach Norden hin ausbreiten. Die Infektion quält die Betroffenen mit schmerzhaften Gelenkentzündungen und Fieberschüben. Normalerweise wehrt sich das Immunsystem des Wirts gegen das Virus, und die Symptome klingen nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Doch in einem Teil der Infizierten wird die Infektion chronisch: Sie leiden immer wieder unter Schüben, in denen die Gelenkentzündung wieder aufflammt, was oft zu dauerhaften Gelenkschmerzen führt, die Betroffenen laufen gebeugt, sind in ihren Bewegungen eingeschränkt und oft arbeitsunfähig. „Wir wollen herausfinden, warum manche Menschen gut mit dem Virus fertig werden, und warum die Infektion bei anderen Menschen chronisch verläuft. Über den Infektionszyklus des Virus ist noch sehr wenig bekannt, es gibt weder eine Impfung noch spezielle Medikamente“, erklärt Goffinet. „Bei HIV weiß man vergleichsweise so viel, es sind Labormethoden und -systeme etabliert, es gibt Reagenzien und eine wirksame Behandlung. Bei Chikungunya fangen wir weitestgehend bei Null an. Genau das reizt mich!“
Christine Goffinet wurde in Frankreich geboren, kam mit elf Jahren nach Hamburg, wo sie ihr Abitur ablegte und Biologie an der dortigen Universität studierte. Zur Promotion ging sie an die Universität Heidelberg, ans Institut für Virologie, wo sie ein Kleintiermodell für die HIV-Infektion entwickelte. Das war schwierig, denn in Ratten oder Mäusen vermehrt sich das Virus nicht, sodass der Verlauf der Erkrankung, insbesondere der massive Verlust von Immunzellen, nur unzureichend darzustellen ist. Auch in dem von Goffinet bearbeiteten Modell erkranken die Nager nicht an AIDS, ihre genetisch modifizierten Immunzellen lassen sich aber immerhin von den Viren infizieren, so dass man Medikamente, die genau dies verhindern sollen, testen kann. Danach baute sie an der Universität von Ulm ihre erste eigene Forschungsgruppe auf, ebenfalls auf dem Gebiet der HIV-Forschung. Drei Jahre später folgte sie dem Ruf auf eine Juniorprofessur an der Medizinischen Hochschule Hannover. In dieser Zeit begann Goffinet neben dem HI-Virus auch das Chikungunya-Virus zu erforschen. Christine Goffinet ist verheiratet und hat eine Tochter.
01.02.2019