Obwohl 80% der Patienten nach einer Infektion mit dem schweren akuten respiratorischen Syndrom Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) asymptomatisch bleiben oder einen leichten bis mittelschweren Krankheitsverlauf haben, entwickeln bis zu 20% eine schwere bis kritische Lungenentzündung. Demografische und klinische Risikofaktoren wie fortgeschrittenes Alter, männliches Geschlecht und vorbestehende Komorbiditäten tragen zum Fortschreiten in Richtung eines schweren Verlaufs von COVID-19 bei. Darüber hinaus prädisponieren angeborene Fehler, die zu einer fehlerhaften Typ-I-Interferon-Signalübertragung und dem Vorhandensein von Autoantikörpern gegen Typ-I-IFN führen, Patienten für schweres COVID-19. Ein interdisziplinäres Team aus mehreren Fachbereichen der Charité – Universitätsmedizin Berlin, darunter Prof. Christine Goffinet, Institut für Virologie, Dr. Christian Meisel, Institut für Medizinische Immunologie und Labor Berlin, Prof. Horst von Bernuth, Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie, Immunologie und Intensivmedizin, und Prof. Florian Kurth, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie, schlägt eine klinisch anwendbare Strategie zur frühen und schnellen Identifizierung von Typ-I-IFN-Autoantikörper-positiven Patienten vor. In dieser Studie wurden Seren von 430 COVID-19-Patienten aus Krankenhäusern in Berlin, Bern, Freiburg und Heidelberg gesammelt und auf das Vorhandensein von Typ-I-IFN-Autoantikörpern und ihre neutralisierende Aktivität analysiert. Neutralisierende IFN-Autoantikörper wurden ausschließlich bei kritisch betroffenen Patienten gefunden und waren mit einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit assoziiert. Die Analyse der Seren früh nach Auftreten der Symptome und auf dem Höhepunkt der Erkrankung zeigte, dass die IFN-Autoantikörper bereits in einem frühen Stadium der Infektion, möglicherweise vor der Infektion, vorhanden waren. Darüber hinaus zeigte die Analyse der klinischen Parameter, dass Fieber und Sauerstoffbedarf bei der Krankenhausaufnahme mit einer IFN-Autoantikörper-Positivität assoziiert waren. Reduzierte Spiegel von IFN-Autoantikörpern bei Patienten, die sich einem therapeutischen Plasmaaustausch unterzogen haben, deuten auf ein Potenzial dieser Intervention, die Überlebenswahrscheinlichkeit von IFN-Autoantikörper-positiven Patienten zu erhöhen. Diese Studie deutet darauf hin, dass IFN-Autoantikörper als früher Biomarker für schweres COVID-19 dienen können und ein routinemäßiges Screening zum Nachweis von IFN-Autoantikörpern diesen Patienten wahrscheinlich durch die Umsetzung nachfolgender klinischer Interventionen zugutekommen wird.
Early and Rapid Identification of COVID-19 Patients with Neutralizing Type I Interferon Auto-antibodies
Bengisu Akbil*, Tim Meyer*, Paula Stubbemann*, Charlotte Thibeault*, Olga Staudacher, Daniela Niemeyer, Jenny Jansen, Barbara Mühlemann B, Jan Doehn, Christoph Tabeling, Christian Nusshag, Cédric Hirzel, David Sökler Sanchez, Alexandra Nieters, Achim Lother, Daniel Duerschmied, Nils Schallner, Jan Nikolaus Lieberum, Dietrich August, Siegbert Rieg, Valeria Falcone, Hartmut Hengel, Uwe Kölsch, Nadine Unterwalder, Ralf-Harto Hübner, Terry C. Jones, Norbert Suttorp, Christian Drosten, Klaus Warnatz, Spinetti T, Schefold JC, Dörner T, Leif Erik Sander, Victor Max Corman, Uta Merle; Pa-COVID study Group, Florian Kurth#, Horst von Bernuth#, Christian Meisel#, Christine Goffinet#
Journal of Clinical Immunology, 2022.
Die Studie wurde vom Innovationsfond des Labor Berlin, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG-Sonderforschungsbereich 900) und vom BIH finanziert.
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